Lisa Schurrer
20:15 Uhr auf megahex.fm
Allerspätestens seit der COVID-19 Pandemie ist klar: Digitales Leben ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, ob es sich dabei nun um geteilte Online – Arbeitsdokumente, digital übertragene aktivistische Sitzungen und Uniseminare oder Veranstaltungsgruppenchats handelt.
Deswegen ist es zum einen wichtig zu verstehen, unter welchen Bedingungen eigentlich Serverkapazitäten bereitgestellt, Kommunikationsdienstleistungen wie Messenger Dienste angeboten, digitale Technologien hergestellt und Suchalgorithmen trainiert werden. Hierfür bietet sich der Begriff des digitalen Kapitalismus an. «Digitaler Kapitalismus» ist zunächst ein Schlagwort, unter dem sich Theorien unterschiedlicher Disziplinen versammeln, die versuchen die aktuelle Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung unter den Vorzeichen einer digitalisierten Welt zu beschreiben.
Zum anderen ist es aber auch wichtig, sich zu überlegen, welche Folgen die Nutzung insbesondere von Kommunikationstechnologien auf den gemeinsamen Austausch und das gemeinsame Handeln haben kann. Deswegen betrachte ich den digitalen Kapitalismus aus der Perspektive der Kommunikation heraus.
Der Vortrag soll eine Einführung anbieten, wie diese Prozesse untersucht und eingeordnet werden können. Leitende These ist, dass die digitale Welt sowohl unter einer materialistischen und wirtschaftlichen Perspektive als auch einem Blick auf kommunikative und gesellschaftliche Formen der Verständigung untersucht werden muss.
Hierfür möchte ich zuerst einige Charakteristika des digitalen Kapitalismus vorstellen und in einem zweiten Teil dann zeigen, welche Auswirkungen diese Strukturen auf Kommunikation, Öffentlichkeit und politisches Handeln haben. Zuletzt können wir gemeinsam nach Formen des antikapitalistischen Widerstands im Zeitalter des digitalen Kapitalismus fragen.
Lisa Schurrer schreibt ihre Dissertation an der ETH Zürich zum Thema Kommunikation und politische Öffentlichkeit in der digitalisierten Welt. Davor hat sie im Bachelor Kulturwissenschaften in Leipzig und Prag studiert sowie einen Master in Geschichte und Philosophie des Wissens in Zürich abgeschlossen. Sie geht vor allem der Frage nach, wie sich zwischenmenschliche und gesellschaftliche Verständigung verändert, wenn wir technisch vermittelt miteinander sprechen und mit künstliche Agenten wie Bots oder Sprachassistenzprogrammen reden, und was daran gut ist oder was wir vermeiden sollten.